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1. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 63

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
- 63 — Die Riesengarve. (Rechts vom Könige der alte Dessauer. Der Trommler ist ein Mohr.) er sie seine „lieben blauen Kinder". Wie sehr sie ihm am Herzen lagen, zeigt folgender Vorfall: Kurz vor feiner Vollendung stürzte der Turm der Petrikirche in Berlin ein. Die Meldung davon wurde beim Könige mit den Worten ein- geleitet: es habe sich ein großes Unglück ereignet. „Was denn?“ fragte der König ungeduldig. „Der neue Petriturm ist eingestürzt". Der König beruhigte sich bei dieser Antwort sofort und sagte: „Ich dachte Wunder, was es wäre, und glaubte schon, der Flügelmann von Glasenapp wäre tot." 5. Leopold von Anhalt-Dessau. Der eigentliche Exerziermeister des Königs war der Herzog Leopold von Anhalt-Dessau, gewöhnlich „der alte Deffauer" genannt. Der junge Fürst war ein rechter Brausekopf und wollte sich dem Willen seiner Mutter — fein Vater war früh verstorben — durchaus nicht fügen. Als er aber gar die Absicht zu erkennen gab, sich mit Anna Liese, der Tochter des Apothekers Fähse in Dessau, zu verheiraten, schickte ihn seine Mutter auf Reifen, damit er „Gehorsam und gute Manieren" lerne. Sein Erzieher, der ihn auf der Reise begleitete, gab sich die größte Mühe mit ihm, aber der Prinz ließ nicht von feinem störrischen Wesen. Als der Erzieher ihm eines Tages Vorwürfe über fein Betragen machte, holte der wütende Prinz feine Pistolen, um den Sittenrichter niederzuschießen. Der Erzieher zuckte mit keiner Wimper, sondern sagte mit ruhiger Stimme: „Schießen Sie nur los, aber bedenken Sie den Fleck, den Sie durch solch eine Tat der Geschichte Ihres Hauses hinzufügen werden, die so viel Ruhmwürdiges aufzuweisen hat." Das wirkte, und der erhitzte Jüngling dankte nun seinem Erzieher, daß er ihn vor einem Verbrechen bewahrt habe. Als er nach 14 Monaten nach Dessau zurückkehrte, heiratete er gegen den Willen feiner Mutter seine geliebte Anna Liese.

2. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 79

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 79 — Meilen vor Berlin erreichte ein Eilbote ihren Wagen und übergab ihr einen Brief, den der Adjutant des Königs geschrieben hatte. Sie öffnete ihn und las die schmerzliche Nachricht, daß die Schlacht verloren sei. Da Napoleon gerade auf Berlin losmarschierte, so mußten die königlichen Prinzen und Prinzessinnen die Hauptstadt verlassen. In dem Schlosse zu Schwedt übernachteten sie und erwarteten hier am anderen Tage ihre Mutter. Als der Wagen in den Schloßhof rollte, eilten ihr die Kinder entgegen und umarmten sie. Luise weinte, und ihre Tränen rannen ans die Kinder nieder. Ans der Schloßtreppe sprach sie dann zu den beiden ältesten Söhnen: „Ihr seht mich in Tränen. Ich beweine das schwere Geschick, das uns betroffen hat." Die Flucht mußte bis nach Königsberg fortgesetzt werden. Die Aufregung und die Sorge ums Vaterland warfen die edle Königin aufs Krankenbett. In Königsberg, wo sie mit dem Könige weilte, bekam sie das Nervenfieber. Es war gerade zur Weihnachtszeit, und die Kinder erhielten diesmal keinen Weihnachtsbaum; denn der Vater hatte es verboten. Fahrt der Königin Luise über die Kurische Nehrung am 7. Januar 1807. 2. Nach Memel. Bald aber kam die Kunde, daß das französische Heer immer näher rücke, und die Königin fah sich gezwungen, noch einmal mit ihren Kindern zu fliehen. Mitten im kalten Winter und bei dem fürchterlichsten Sturm und Schneegestöber wurde sie in den Wagen getragen und 20 Meilen weit über die Kurische Nehrung nach Memel gebracht. Drei Tage dauerte die schreckliche Reise. Die erste Nacht verbrachte die Königin auf der Kurischen Nehrung in einer Bauernstube, deren Fenster zerbrochen waren, so daß der Schnee ans ihr Bett geweht wurde; daneben fehlte es ihr an erquickender Nahruug. Aber die frische Luft schien ihr wohlzutun. Ihr Zustand verschlimmerte sich nicht, sondern besserte sich sogar auf der bösen Reise. Alles Unglück ertrug sie mit Mut und Gottvertrauen.

3. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 95

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 95 — Der Dom zu Cöln. Aufstande. In den Straßen Berlins kämpften die Aufrührer eine ganze Nacht hindurch gegen die Soldaten des Königs. Um aber dem Blutvergießen ein Ende zu machen, befahl der König, daß das Militär sich zurückziehen solle. Die Ruhe wurde auch bald wiederhergestellt, aber es schmerzte den König sehr, daß sich seine Untertanen gegen ihn so undankbar gezeigt hatten. 29. Kaiser Wilhelm I. 1861—1888. a. Jugend und Vermählung. 1. Des Prinzen Jugendjahre. Wilhelm wurde am 22. März 1797 als zweiter Sohn Friedrich Wilhelms Iii. geboren. In seinen Knabenjahren war er sehr schwächlich; die Mutter hatte oft große Sorge um ihn. Die Flucht von Königsberg nach Memel 1806 mitten im kalten Winter (S. 78) hatte seine Gesundheit so sehr angegriffen, daß er noch lange Zeit nachher das Bett hüten mußte. Als er 13 Jahr alt war, raubte ihm der Tod die geliebte Mutter

4. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 107

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 107 — Tavlbcndegljf.isqc König Wilhelm im Lazarett. wenn mir vom Tage eine halbe Stunde genommen wird, so erscheinen des Abends Reste. Das geht nicht." Ein andermal bat ihn sein Leibarzt recht dringend, des schlechten Wetters wegen doch der angesetzten Parade nicht beizuwohnen, da sonst das Schlimmste zu befürchten sei. „Dann sterbe ich wenigstens im Dienste," sagte der Kaiser ruhig und ritt munter zum Tore hinaus. g. Hod des Kaisers. Am 9. März 1888 starb Kaiser Wilhelm im Alter von fast 91 Jahren. Noch wenige Tage vorher hatte er die Regierungsgeschäfte in gewohnter Weise erledigt. Selbst am Tage vor seinem Tode noch vollzog er mit zitternden Händen eine Unterschrift — die letzte in seinem Leben — die darum auch als teures Andenken aufbewahrt wird. Eine Erkältung warf ihn auf das Kranken- und Sterbebett. Langsam, wie ein verlöschendes Sicht, schwanden seine Kräfte dahin. Ihm zur Seite faß die Kaiserin, seine Hand fest in der ihrigen haltend. Auch Prinz Wilhelm und die übrigen Mitglieder der königlichen Familie sowie Bismarck, Moltke u. a. umstanden das Sterbebett. Nur der Kronprinz weilte fern in Italien, um dort Heilung von seinem schweren Halsleiden zu suchen. „Ach, könnte ich doch Fritz nur noch einmal in die Amte schließen!" seufzte der sterbende Vater. Unter Trostsprüchen des Hofpredigers: Ob ich schon wanderte im finstern Tal — Unser keiner lebt ihm selber — Wenn ich einmal soll scheiden — u. a. nahte die Todesstunde. Als ihn seine Tochter Luise, Großherzogin von Baden, fragte: „Bist du müde, Vater?" entgegnete er flüsternd: „Ich habe jetzt

5. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 115

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 115 — Nicht ein Wort mehr konnte er sprechen; alle Wünsche, die er hatte, mußte er aufschreiben. Emst schrieb er seinem ältesten Sohne — unserem jetzigen Kaiser — ans einen Zettel: „Lerne leiden, ohne zu klagen!" Und seiner Tochter Sophie schrieb er noch am Tage vor seinem Tode zum Geburtstag ins Stammbuch: „Bleibe fromm und gut, wie du es bisher gewesen! Dies ist der letzte Wunsch deines sterbenden Vaters!" Schon am 15. Juni starb der königliche Dulder, beweint und tief beklagt von seinem ganzen Volke. „Lerne leiden, ohne zu klageni" schrieb er voll Rührung dem Sohne aufs Blatt. Kann auch der Mund nicht mehr sprechen, nichts sagen, wird doch im Kerzen die Liebe nicht matt. Ach, um die Merke des Friedens zu mehren, wollt' er ein Vorbild dem Sofyne noch sein; aber nur eins kann der Vater ihn lehren: treu und geduldig im Leiden zu sein. 5l Wilhelm Ii. (Seit dem 15. Juni 1888 Deutscher Kaiser.) a. Kinderzeit. 1. Erste Jugend. Unser Kaiser Wilhelm wurde am 27. Januar 1859 geboren. Sein Vater, Kaiser Friedrich Iii., war damals noch Kronprinz. Als Prinz Wilhelm etwa 3u Jahr alt war, kamen einmal einige Berliner Bürger ins Schloß zu seinem Vater. Dieser nahm die Gäste sehr leutselig auf und zeigte ihnen auch deu kleinen Prinzen. Einer der Bürger wollte dem Prinzlein eine Freude machen und hielt ihm seine Uhr hin. Der Prinz griff danach und wollte sie gar nicht wieder loslassen. Da lächelte der Vater und sagte: „Sehen Sie, meine Herren, was ein Hohenzoller einmal in seiner Hand hat, das läßt er auch so leicht nicht wieder los." 2. Auf dem Spielplatze. Ju feinem siebenten Jahre erhielt der Prinz den ersten Turnunterricht. Ans einem Platze neben dem Schlosse wurden Turngeräte, eine Scheibe zum Schießen und ein Maftbaum mit den dazu gehörigen Tauen aufgestellt. Stundenlang tummelte sich hier der Prinz mit feinem jüngeren Bruder Heinrich luftig umher. Dieser zeigte schon damals seine Vorliebe für die Marine und kletterte am liebsten in den Strickleitern und auf den Segelstangen umher, während Prinz Wilhelm gern Schanzen und Laufgräben baute. Zuweilen luden sich die Prinzen auch die Zöglinge des Militär-Waisenhauses zum „Kriegspielen" ein. Die Fahne schwingend, erstürmte dann Prinz Wilhelm mit einem Teile der Knaben die Schanzen, die von seinem Bruder Heinrich und dessen Spielgenossen verteidigt wurden. Doch nicht eher ruhte Prinz Wilhelm, als bis er als Sieger die Fahne auf der feindlichen Schanze aufpflanzen konnte. 3. Prinz und Matrose. Viel Vergnügen machte es auch dem Prinzen, in feinem kleinen Boote „Kuckuck" auf der Havel umherzufahren. Dabei begleitete ihn stets ein Matrose, um ihm das Rudern zu zeigen und ihm im Falle der Not beizustehen. Eines Morgens kam der Prinz etwas früher als gewöhnlich mit seinem Erzieher zum Bootsplatze. Der Matrose hatte soeben ein Boot frisch geteert. Er steckte daher noch in seiner schmutzigen Teerjacke und hatte auch Pinsel und Teerkanne noch in der Hand. „Mit dem schwarzen Menschen mag ich aber nicht in einem Boote fahren!" sagte da der Prinz zu seinem Erzieher. Dieser aber entgegnete 8"

6. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 83

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 83 — lieber Fritz, lieber Wilhelm, seid ihr da?" rief sie und umarmte sie herzlich. Bald befiel die Königin wiedereinheftiger Brustkrampf, und „Lust! Luft!" seufzte die Todkranke. Als es immer schlimmer wurde, rief sie: „Herr Jesu, mach es kurz!" — Nach fünf Minuten hatte sie ausgelitten. Sie starb, erst 34 Jahr alt. Tod der Königin Luise. Uuter Küssen und Tränen drückte ihr der König die Augen zu — „seines Lebens Sterne, die ihm aus seiner dunkeln Bahn so treu geleuchtet." Luisens Tod war für den schon tief gedemütigten König der härteste Schlag. „Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott!" lautete fortan sein Wahlspruch. Mit ihm trauerte das ganze Land um die geliebte Fürstin. Prinz Wilhelm, der nachmalige Kaiser Wilhelml., küßte noch die bleichen Lippen seiner Mutter und ging dann weinend in den Garten. Hier pflückte er Eichenblätter und Rosen und wand einen Kranz daraus. Diesen legte er auf das Sterbebett seiner Mutter. Der Kranz ist nachher unter Glas und Rahmen gebracht und hängt noch heute an der Wand des Sterbezimmers im Schlosse Mausoleum in Charlottenburg. ß*

7. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 96

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 96 — (S. 82); das erschütterte ihn tief. Noch als Greis ehrte er ihr Andenken bei jeder Gelegenheit. Als fein Vater 1813 mit dem Kronprinzen gegen die Franzosen ins Feld rückte, da wäre er gar zu gern auch mitgegangen. Aber der König sagte: „Du bist ja noch so schwächlich! Du kannst nicht mit!" Der Prinz fügte sich und blieb zu Haufe. Nach der Schlacht bei Leipzig besuchte er feinen Vater im Felde; alle feine Kameraden waren inzwischen aufgerückt. Das schmerzte ihn. Der König bemerkte es und sagte: „Auch du sollst avancieren." „Aber wie kann ich mit Ehren avancieren," entgegnete der Prinz mit bewegter Stimme, „da ich hinter dem Ofen gesessen habe, während mein Regiment kämpfte!" Kurze Zeit darauf erhielt er die Erlaubnis, mit in den Krieg zu ziehen. Er schloß Prinz Wilhelms Feuertaufe. sich jetzt an Blücher an und rückte mit ihm in der Neujahrsnacht von 1813—14 über den Rhein. Überall bewies er feinen Mut und feine Unerschrockenheit. Einmal schickte ihn fein Vater während der Schlacht mitten in das Kampfgewühl hinein, damit er die Lage eines tapferen, hart bedrängten Regiments erforsche. Ohne Zandern führte der Prinz den Befehl ans. Die Offiziere sahen mit Stolz auf den mutigen Prinzen, und fein Vater verlieh ihm für fein tapferes Verhalten das eiserne Kreuz. Bis zu feinem Tode hat er dieses als sein liebstes Ehrenzeichen getragen. Später zog er mit in Paris ein. Bei seiner Heimkehr waren alle über sein gesundes Aussehen erfreut. Von jetzt an war er Soldat mit Leib und Seele. 2. Vermählung. Im Jahre 1829 vermählte er sich mit der Prinzessin Augnsta von Sachsen-Weimar. In stiller Einfachheit verlebte das prinzliche

8. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 55

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 55 — nächsten Tage wurde das Schloß übergeben. So bezwang Friedrich mit Hilfe der „faulen Grete" ein Schloß nach dem anderen, und die Ritter ergaben sich der Gnade des Kurfürsten. (1894 ist dem tapfern Friedrich in dem Städtchen Friesack ein Denkmal errichtet worden.) Und fern im märkischen Dorfe ins Knie der Sauer sank: „l^err Gott im hohen Fimmel, dir sei Lob, preis und Dank! Mein Feld hat wieder (Ernte und meine Kinder Brot — Es kommt der i^ohenzoller, ein Ende hat die Not." 4. Belehnung. Ta mm der Kaiser sah, wie bald Friedrich Ordnung in der Mark Brandenburg schaffte, ernannte er ihn zum Kurfürsten von Brauden-bnrg und vermachte ihm das Land erb- und eigentümlich. (1415.) Friedrich Vi. nannte sich als Kurfürst Friedrich I. Auf der Kirchenversammluug in Konstanz fand 1417 die feierliche Belehnung statt. Hier mußte Friedrich dem Kaiser den Eid der Treue schwören. In feierlichem Zuge wurde er von den Adligen ans seiner Herberge abgeholt. Jeder hatte seine Lanze mit einem roten Fähnchen geschmückt. Friedrich bestieg sein Roß in kurfürstlichem Schmucke. Zu seiner Rechten ritt ein Ritter mit der Fahne der Kurmark, zu seiner Linken ein anderer mit der Fahne der Hohenzollern. So bewegte sich der Zug durch die Straßen zur Wohnung des Kaisers. Dieser saß aus kostbarem Throne, umgeben von Fürsten, Rittern, Kardinälen und Bischösen. Friedrich stieg mit den beiden Fahnenträgern die Stufen zum Throne hinauf, fniete dreimal nieder und bat um die Belehnung. Daraus ließ der Kaiser die Urkunde verlesen, daß Brandenburg fortan für immer den Hohenzollern verbleiben solle. Tann schwur Friedrich dem Kaiser den Eid der Treue und empfing von ihm das Reichsschwert, den Reichsapfel und das brandenburgifche Banner. 25. Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst. 1640—1688. a. Des Kurfürsten Zugend. 1. Äiiabenzeit. Unter den Nachfolgern Friedrichs I. ist besonders der Kurfürst Friedrich Wilhelm berühmt geworden. Er wurde bald nach dem Ausbruche des 30jährigen Krieges geboren. Als er sieben Jahr alt war, brachte ihn sein Vater-wegen der Kriegsunruhen in Berlin nach Küstrin, wo der Prinz den größten Teil seiner Knabenzeit verlebte. Er war ein lernbegieriger Knabe; doch tummelte er auch gern sein kleines Pferd, und wenn er sich auf dem Jagdschlösse Letzlingen in der Altmark aufhielt, jagte er mit dem Speere den flüchtigen Rehen und Hirschen nach. Einen erschütternden Eindruck machte es auf ihn, als er im Januar 1633 in Wolgast an der Leiche Gustav Adolss, seines Oheims, stand. Sie lag in einem silbernen Sarge und wurde von Wolgast aus ins Schiff gebracht. Mit seinem Vater gab er dem tenern Toten das Geleite. 2. Öicife nach Holland. Als der Prinz 15 Jahr alt war, brachte ihn sein Vater nach Holland aus die Hochschule in Leyden; denn in der Mark standen zur Zeit des Krieges alle Schulen leer. Während seines Aufenthalts in Leyden kam er auch einmal nach dem Haag, der Residenz des Landes. Tort lud man ihn zu einem Gastmahle ein. Das Mahl dauerte bis in die Nacht; auch ging es dabei recht wüst zu. Als es ihm jedoch zu arg wurde, stand er auf und öffnete die Tür des Saales. Man bestürmte ihn, doch zu bleiben. Er aber entgegnete: „Hier ist mein Platz nicht, ich muß Abschied nehmen. Vvch weiß, was ich meinen Eltern, meinem Lande und mir selbst

9. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 111

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
- 111 50. Friedrich Iii. (Vom 9. März bis zum 15 Juni 1888 Deutscher Kaiser.) a. Äugend. 1. Bis zur Konfirmation. Als Kaiser Wilhelm I. gestorben war, folgte ihm sein einziger Sohn aus dem Throne. Er hieß als Kronprinz Friedrich Wilhelm, nannte sich aber als Kaiser Friedrich Iii. Geboren war er am 18. Oktober 1831 (also am Jahrestage der Schlacht bei Leipzig). Früh begann seine wissenschaftliche Ausbildung und daneben auch die militärische Übung. Als er noch nicht acht Jahr alt war, überraschte er seinen Vater an dessen Geburtstage damit, daß er sich ihm als ausgebildeter Rekrut vorstellte. Tie Mutter hatte ihm heimlich Unterricht im Exerzieren geben lassen und der Großvater Friedrich Wilhelm Iii. ihm ein hübsches Gewehr geschenkt, an dem er die Griffe und das Präsentieren erlernte. Mit seinem Vetter, dem Prinzen Friedrich Karl, veranstaltete er oft Kadettenmanöver. Die beiden Prinzen ritten auf kleinen Ponys, die Mannschaft stellte das Kadettenhaus. Was so spielend begonnen war, wurde später mit großem Ernst fortgesetzt. Als es einst während der Übung heftig zu regnen anfing, erlaubte ihm der Unteroffizier, der ihn einexerzierte, abzutreten und im Schlosse Schutz zu suchen. Spöttisch versetzte der Prinz: „Seit wann geht ein Soldat dem Platzregen aus dem Wege!" Und als dann ein betreßter Diener mit einem Regenschirme herbeieilte, rief er ihm zu: „Hast du schon jemals einen preußischen Prinzen unter einem Regenschirme gesehen?" Mach das dumme Ding zu und troll dich!" Dann nahm die Übung ihren Fortgang. An seinem 10. Geburtstage trat er, einem alten Brauche im preußischen Königshause gemäß, als Sekondeleutnant in das erste Garderegiment zu Fuß ein. Auch schmückte ihn sein Vater an diesem Tage mit dem Schwarzen Adlerorden. Im Herbste 1848 wurde er konfirmiert. 2. Bis zur Vermählung. Im folgenden Jahre bezog er die Universität Bonn, wo er fleißig Vorlesuugeu in Geschichte sowie in Rechts- und Staatswissenschaft hörte. Nach drei Jahren verließ er Bonn wieder, um sich von jetzt ab ganz dem Militärdienste zu widmen. Durch mehrere große Reisen lernte er dann auch das Ausland kennen. Er besuchte den Hof in London, Petersburg und Wien und brachte vier Monate in Italien, dem Lande der Kunst, zu. In seinem 27. Lebensjahre vermählte er sich mit Viktoria, der Tochter der Königin von England. Dieser Ehe entsprossen acht Kinder, von denen noch sechs am Leben sind: zwei Söhne (unser jetziger Kaiser Wilhelm Ii. und Prinz Heinrich) und vier Töchter. b. Sinnesart. Als Kinderfreund. 1. Der Kronprinz war ein rechter Kinderfreuud. Er fpielte und fcherzte mit feinen Kindern, wie es ein guter Familienvater nur kaun. Eines Tages kam ein Bote ins Schloß, um Beiträge für die „Herberge zur Heimat" zu sammeln. Als er die Tür zum Zimmer des Kronprinzen öffnete, lag dieser gerade an der Erde und spielte mit seinen Kindern. Der Bote brachte sein Anliegen vor. Der Kronprinz aber machte eine abwehrende Handbewegung und sagte scherzend: „Ja, sehen Sie, meine Frau und meine Kinder, die wollen alle essen, da habe ich nichts übrig." Gleich daraus aber erhielt der Bote ein ansehnliches Geschenk.

10. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 116

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 116 — ihm: „Mein Prinz, Sie tun dem Manne bitteres Unrecht. Er hat seine Pflicht getan, und beim Teeren geht es einmal ohne Flecken nicht ab. Außerdem find wir früher als sonst gekommen." Der Prinz sah fein Unrecht sofort ein und reichte dem Matrosen freundlich die Hand. b. Auf der Schute. Bis zu feiner Konfirmation wurde Prinz Wilhelm von Hauslehrern unterrichtet. Nachdem er konfirmiert war, brachten ihn seine Eltern selbst ans das Gymnasium nach Kassel. Er wurde hier geprüft und für Oberfekuuda reif befunden. Im Fürstenhause, einem kleinen Schlosse neben dem Gymnasium, hatte der Prinz während des Winters seine Wohnung. Jeden Morgen erschien er mit den Büchern unter dem Arme int Gymnasium und nahm feinen Platz ans der Schulbank ein. Auch in feiner Kleidung unterschied er sich in nichts von seinen Mitschülern. Wie diese trug er die vorgeschriebene Klaffenmütze. Gegen feine Mitschüler war er stets freundlich und gefällig. Zu feinen Genoffen suchte er sich nie die Vornehmsten, sondern stets die Besten und Fleißigsten aus. Wenn die Reihe des Klaffenfchülers an ihn kam, dann übernahm er dessen Dienste mit der größten Bereitwilligkeit. Er spitzte die Kreide, wusch den Schwamm am Brunnen ans und reinigte sorgfältig die Wandtafel. Im Winter warf er auch wohl einmal einen feiner Mitschüler neckend mit einem Schneebälle und freute sich, wenn dieser den Wurf erwiderte. Im Sommer wohnte er auf dem 4 km von der Stadt entfernten Lustfchlofse Wilhelmshöhe. Den Weg bis zur Schule legte er dann zu Pferde zurück. Seine Lehrer waren angewiesen, mit dem Prinzen gar keine Ausnahme zu machen. Sie nannten ihn „Prinz Wilhelm" und „Sie" (nicht: Königliche Hoheit). Seine Schularbeiten fertigte er stets mit der größten Gewissenhaftigkeit an, und alle feine Lehrer rühmten feinen ernsten Fleiß. Bei der Sedanfeier 1875 trug er mit stolzem Jugendmute die seidene Fahne, die feine Mutter der Anstalt zu diesem Feste geschenkt hatte. Als der Prinz nach drei Jahren von der Schule entlassen wurde, erbielt er nach bestandener Prüfung eine von den drei Denkmünzen, die dort alljährlich an die fleißigsten und würdigsten Schüler der Prima verteilt werden. Der Prinz war über diese Auszeichnung sehr glücklich, reichte dem Direktor die Hand und sagte: „Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr mich diese Medaille ersreut. Ich weiß aber, daß ich sie verdient habe; denn ich habe getan, was in meinen Kräften stand." c. Unsere Kaiserin Auguste Viktoria. Am 27. Februar 1881 vermählte sich Prinz Wilhelm mit der Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig - Holstein - Sonderburg - Augustenburg. Ihre Jugend verlebte sie ans dem Schlosse Primfeit au in Schlesien. Von ihrem Taschengelde ersparte sie stets etwas für die Armen des Ortes, und häufig ging sie in die niedrigste Hütte, um Kranken Trost und Hilfe zu bringen. Einst machte sie in der Umgegend von Primkenau mit ihrer Schwester einen Spaziergang. Auf dem Heimwege trafen sie ein altes Mütterchen, das eine Karre Holz vor sich herfchob. Der Weg ging eine Anhöhe hinan und war holprig, und die Alte keuchte sehr. Da sprach Prinzessin Auguste Viktoria zu ihrer Schwester: „Laß uns der Frau helfen! Du faßt an jene Seite der Karre, ich an diese Seite." Gesagt, getan, und schnell war die Karre oben. Als die Alte sich bedanken wollte, waren beide Prinzessinnen verschwunden.
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